Der Tropenwald
Die Tropenwälder beherbergen weit über die Hälfte aller Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Viele Arten sind bis heute noch nicht wissenschaftlich beschrieben oder gar noch nicht entdeckt. Der Erhalt der Tropenwälder ist für die Sicherung der Biodiversität unabdingbar. Zudem leben viele indigene Völker in den tropischen Wäldern. Die Weltbank schätzt, dass rund 700–800 Millionen Menschen direkt von Tropenwäldern abhängen.
Die tropischen Wälder sind für die Klimastabilität der Erde unabdingbar: Sie binden gleich viel Kohlenstoff wie der Transportsektor weltweit ausstösst. Allerdings wird diese Kapazität durch Entwaldung zu einem beträchtlichen Teil zunichtegemacht. Weiter leisten die Tropenwälder einen global entscheidenden Beitrag zum Wasserhaushalt der Erde.
Bis ins 19. Jahrhundert bedeckten die tropischen Feuchtwälder mehr als 10 % der gesamten Landfläche der Erde. Seit dem zweiten Weltkrieg wurde mehr als ein Viertel dieser Fläche vernichtet. Ein weiterer Viertel wurde degradiert, weist also nicht mehr die ursprüngliche Biodiversität auf und verfügt nur noch über eine eingeschränkte ökologische Leistungsfähigkeit. Nur knapp die Hälfte der Tropenwälder ist heute noch weitgehend intakt. Dies entspricht mehr als der Landfläche Australiens! Diese Fläche gilt es im Interesse allen Lebens zu erhalten und auszuweiten durch Schutz und vor allem durch nachhaltige Bewirtschaftung und Aufwertung.
Die Fläche der tropischen Feuchtwälder nimmt jedoch weiter ab.
Trotz internationaler Bemühungen verlieren wir jährlich etwa 0.5 % der verbliebenen tropischen Feuchtwaldfläche. Mehr als die Fläche der Schweiz fallen also jährlich vor allem der kommerziellen Landwirtschaft (wie Ölpalmen-, Soja-, Zuckerrohr-, Kakaoplantagen und Rinderweiden) und der Subsistenzlandwirtschaft von Kleinbauern und Kleinbäuerinnen zum Opfer. Der Bergbausektor fordert ebenfalls seinen Zoll, während die nicht nachhaltige (und oft illegale) Forstwirtschaft zur weiteren Ausdehnung degradierter Wälder führt. Nicht zuletzt wird der Tropenwald selber durch den Klimawandel bedroht: Dürren und Waldbrände nehmen zu.
Tropenwaldschutz
Es gibt zwei sich ergänzende Ansätze zur Erhaltung von Tropenwäldern: die Schaffung von Schutzgebieten einerseits, und die nachhaltige forstliche Nutzung nach strengen Richtlinien anderseits. Sowohl der naturbelassene, verlässlich geschützte als auch der nachhaltig bewirtschaftete Tropenwald dienen dem Erhalt von Tropenwäldern. Geschützte und genutzte Wälder schaffen ökologische und soziale Leistungen. Diese „public goods“ werden zwar zunehmend positiv gewürdigt, erhalten aber keine bzw. nur punktuelle wirtschaftliche Bewertung und Entschädigung.
Unterschutzstellung: Im Jahr 2003 war etwa ein Drittel der intakten Tropenwälder (rund 2,45 Millionen km2) als Nationalparks, Naturreservate und Reservate zum Schutz von indigenen Völkern gesetzlich geschützt. Aufgrund fehlender Mittel sind die Management-Strukturen – und damit der effektive Schutz – in vielen dieser Gebiete allerdings ungenügend.
Nachhaltige Nutzung: Die nachhaltig forst- und holzwirtschaftlich genutzte Fläche ist viel kleiner als jene der globalen Schutzgebiete. Hier gibt es also noch viel Potenzial. Durch die verantwortungsvolle Nutzung wird der langfristige Wert des Waldes klar aufgezeigt und sichtbar gemacht. Die nachhaltige Nutzung garantiert zudem durch verlässliche Management-Strukturen in besonderem Masse einen griffigen und effektiven Erhalt dieser Waldflächen.
Der heutige Schutz und Nutzung Tropenwälder
Von traditionellen Nutzungsweisen lernen
Entdecken Sie unseren Film über den jahrtausendealten Einfluss präkolumbischer Völker auf die Wälder Amazoniens. Aus diesem Film können wir wesentliche Erkenntnisse für nachhaltige Lösungen der Zukunft gewinnen.
Die präkolumbianischen Völker hinterliessen nicht nur archäologische Spuren. Wir beginnen erst zu verstehen, wie sehr ihr Ressourcenmanagement die Wälder geprägt hat. Dieser Einfluss ist noch heute in der Verteilung der Baumarten sichtbar. So rodeten die präkolumbianischen Völker Flächen für den Anbau von Maniok und anderen Feldfrüchten. Diese Rodungen waren jedoch viel kleiner als die heutigen grossflächigen Abholzungen für den Sojaanbau oder die Viehweide. Die historischen Felder wurden nach wenigen Jahren wieder zu Wald, nachdem sie mit Bäumen angereichert wurden, die für die Ernährung der Amazonas-Völker wichtig waren. Dazu gehören zum Beispiel Paranussbäume, Kakao oder verschiedene Palmenarten.
Die Völker Amazoniens haben über Jahrtausende hinweg grossen Einfluss auf die Natur ausgeübt. Heute haben wir es mit Ökosystemen zu tun, die auf subtile und anhaltende Weise durch Menschen beeinflusst wurden. Das Verständnis der Besiedlungsgeschichte Amazoniens und der traditionellen Nutzungsweisen ist ein entscheidender Schlüssel, um nachhaltige Lösungen für die Zukunft zu entwickeln.